Hamburg (ots) –

Es wäre ein Rückschlag für die Menschenrechte in Lieferketten: Am vergangenen Freitag sollte die Abstimmung über das EU-Lieferkettengesetz stattfinden. Doch da eine Enthaltung Deutschlands und damit ein Scheitern des Gesetzes absehbar war, wurde die Abstimmung vertagt. Ein Rückschlag für die Menschen, die in den Lieferketten arbeiten.

Anfang des Monats erst wandte sich die EU-Kakao-Koalition mit einem Brief (https://voicenetwork.cc/wp-content/uploads/2024/02/Coalition-Statement-German-Chancellor.pdf) an Bundeskanzler Olaf Scholz. Das EU-Gesetz sei „ein wichtiger Schritt, um die notwendige Transformation des Kakao- und Schokoladensektors voranzutreiben und die Sorgfaltspflicht zur Norm in globalen Wertschöpfungsketten zu machen.“, heißt es in dem Brief.

Tony’s Chocolonely, fairer Schokoladenhersteller und Impact-Unternehmen aus den Niederlanden, ist einer der Unterzeichner:innen dieses Briefes. Mit ihrer Gründung schuf das Unternehmen eine transparente, faire Lieferkette – die Tony’s Open Chain (https://www.tonysopenchain.com/) – und hob seitdem den Preis, den es für Kakao zahlt, stetig an, um damit Kakaofarmer:innen ein existenzsicherndes Einkommen zu ermöglichen. Erst letztes Jahr zahlte Tony’s zudem einen Inflationsausgleich an ihre Kooperationspartner:innen in den produzierenden Ländern, zusätzlich zur erhöhten Prämie, um auch in dieser Entwicklung den Lebensumständen der Kakaofarmer:innen gerecht zu werden.

„Es braucht einen gesetzlichen Rahmen, der Hersteller in die Pflicht nimmt“

Zu den aktuellen Entwicklungen sagt Tony’s Chocolonely: „Da sich viele Unternehmen trotz zahlreicher Versprechen nicht freiwillig an Menschenrechte halten und gegen Umweltstandards verstoßen, brauchen wir einen gesetzlichen Rahmen, der Hersteller in die Pflicht nimmt.“. Dass das Gesetz nicht verabschiedet werden konnte und eine Verabschiedung nun in Frage steht, ist aus Sicht des Schokoladenherstellers eine Katastrophe für die Kakaofarmer:innen in Ghana und Côte d’Ivoire ebenso wie allen Menschen, die täglich in den Lieferketten im globalen Süden arbeiten.

Immer wieder macht Tony’s Chocolonely auf die Folgen und Zusammenhänge zu niedriger Preise in der Schokoladenindustrie aufmerksam: „Ein höherer, fairer Preis ist nachweislich der wirkmächtigste Faktor, um illegale Kinderarbeit zu bekämpfen, und würde hunderttausenden Familien ein besseres Leben ermöglichen.“. Erst in der letzten Woche starteten sie deshalb eine Kampagne in Deutschland, „Tony’s Faire Alternative (https://tonyschocolonely.com/de/de/tonys-faire-alternative)“, die andere Schokoladenhersteller inspirieren soll, Verantwortung zu übernehmen und allen Farmer:innen in ihrer Lieferkette ein existenzsicherndes Einkommen zu ermöglichen. Mit Projektionen in Berlin, Hamburg und Köln, großen Plakaten und einem besonderen Produkt, das in Design und Geschmack von großen Schokoladenmarken inspiriert ist, will Tony’s hierfür Sichtbarkeit schaffen (die Gewinne werden einem gemeinnützigen Projekt gespendet).

Gewinne ohne Gewissen müssen aus der Welt geschaffen werden

„Gewinne ohne Gewissen müssen ein für alle Mal aus der Welt geschaffen werden.“, so die klare Position von Tony’s Chocolonely. Studien wie das Cocoa Barometer 2020 (https://voicenetwork.cc/wp-content/uploads/2020/12/2020-Cocoa-Barometer.pdf) zeigen darüber hinaus, dass Schokolade deswegen nicht teurer werden muss. Große Schokoladenhersteller müssten nur auf einen gewissen Teil ihrer Gewinne verzichten. Dass das möglich ist, das zeigt Tony’s seit Jahren mit ihrem Modell fairer Beschaffungsprinzipien (https://tonyschocolonely.com/at/de/unsere-mission). Die Verabschiedung des Gesetzes würde diese Praxis zum Standard machen und die Ursachen von illegaler Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten aktiv beheben, und zwar branchenübergreifend (und faire Tafeln wie in der Kampagne würden Realität werden). Die Vertagung der Abstimmung über das Gesetz bedeutet nun: Menschenrechtsverletzungen gehen weiter, und es bleibt die große Frage offen, wie man Verantwortliche in die Pflicht nehmen kann, fair und sozial gerecht zu handeln und zu produzieren.

Denn am Ende müssen sich Unternehmen, Wirtschaftsverbände und Politik fragen: Was ist wichtiger? „Alles beim Alten“ zu belassen, weil neue Wege gewisse Veränderungen bedürfen, oder mit Gewissheit sagen zu können, dass zukünftig keine Menschenrechte verletzt werden?

Pressekontakt:
Irina Jäger, [email protected]
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Quelle: ots