Dortmund (ots) –

Der Krankenstand in Westfalen-Lippe ist weiterhin auf einem hohen Niveau. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsbericht der AOK NordWest hervor. Danach beträgt der Krankenstand bei den rund 1,2 Millionen bei der AOK NordWest versicherten Arbeitnehmern im Jahr 2023 wie im Vorjahr 7,2 Prozent. Insgesamt fehlten die Erwerbstätigen durchschnittlich an 26,2 Tagen im Job. „Der Krankenstand liegt damit weiterhin auf dem historischen Höchststand. Ursache für das hohe Krankheitsgeschehen waren vor allem die beiden Erkältungswellen im Frühjahr und Spät-Herbst mit tausenden zusätzlichen Atemwegserkrankungen. Die Erkältungswellen hatten Westfalen-Lippe also auch 2023 wieder fest im Griff“, sagt AOK-Vorstandschef Tom Ackermann bei der heutigen Vorstellung des Berichts in Dortmund.

Krankenstand in 2023 weiter auf hohem Niveau

Nach einem leichten Rückgang der Krankschreibungen in den ersten beiden Coronajahren sind durch den Wegfall der Abstands- und Hygieneregeln insbesondere die Infektionskrankheiten in 2022 rasant angestiegen. Das setzte sich auch in 2023 fort. Im Jahresverlauf 2023 wurden die höchsten Krankenstände im März und November mit jeweils 8,5 Prozent verzeichnet. Im Juli gab es den niedrigsten Krankenstand mit 5,9 Prozent.

Atemwegserkrankungen an der Spitze

Ursache war in erster Linie ein weiterer Anstieg bei den Krankschreibungen wegen Atemwegsinfekten und anderen Erkältungskrankheiten. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen an allen AU-Fällen lag 2023 mit 27,0 Prozent mit weitem Abstand an erster Stelle. Zum Vergleich: Während 2021 nur etwa jeder fünfte Beschäftigte (22,2 Prozent) wegen einer Atemwegserkrankung krankgeschrieben werden musste, war 2023 mehr als jeder dritte Beschäftigte (41,4 Prozent) davon betroffen. Die Dauer der Krankschreibungen pro Fall lag im Jahr 2023 bei 6,1 Tage je Fall.

Anstieg bei psychischen Erkrankungen

Auch bei den psychischen Erkrankungen gab es einen starken Anstieg. Die AU-Quote aufgrund psychischer Erkrankungen lag 2023 bei 8,3 Prozent, in 2022 noch bei 7,5 Prozent. „Die psychischen Erkrankungen sorgten zwar für wesentlich weniger Krankschreibungen als die Atemwegserkrankungen, aber die damit verbundenen Ausfallzeiten sind deutlich länger“, sagt AOK-Chef Ackermann. Die durchschnittliche Dauer der Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen lag 2023 bei 28,3 Tagen und war im Vergleich zu 2022 (29,2 Tage) zuletzt etwas rückläufig. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von psychischen Erkrankungen an allen AU-Fällen lag 2023 bei 4,1 Prozent, im Vorjahr 2022 bei 3,6 Prozent.

AU-Quote bei Muskel-Skelett-Erkrankungen ebenfalls steigend

Die AU-Quote bei Muskel-Skelett-Erkrankungen stieg von 22,2 Prozent (2022) auf 23,3 Prozent an. Gleichzeitig zeigt sich bei den damit verbundenen Ausfalltagen je Fall ein Trend nach unten: Während die Beschäftigten 2022 noch durchschnittlich 15,9 Tage (2021: 17,2 Tage) pro Fall krankgeschrieben waren, waren es im vergangenen Jahr 15,4 Tage je Fall. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen an allen AU-Fällen lag 2023 mit 14,2 Prozent an zweiter Stelle hinter den Atemwegserkrankungen (27,0 Prozent).

Krankheitsdauer je Arbeitsunfähigkeit gesunken

Nach der aktuellen AOK-Auswertung ist die Arbeitsunfähigkeitsquote in Westfalen-Lippe insgesamt ebenfalls gestiegen. In 2023 waren 67,1 Prozent der bei der AOK NordWest versicherten Erwerbstätigen mindestens einen Tag im Jahr krankgeschrieben, 2022 waren es 66,7 Prozent. Die durchschnittliche Krankheitsdauer je Arbeitsunfähigkeit ist weiterhin rückläufig: von 11,0 Tagen in 2022 auf 10,5 Tage im vergangenen Jahr.

Krankenstand im Branchenvergleich

Im Branchenvergleich ist der höchste Krankenstand bei den AOK-Mitgliedern in Westfalen-Lippe im Jahr 2023 mit 8,2 Prozent im Bereich Energie, Wasser, Entsorgung sowie mit 8,0 Prozent in der öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung zu beobachten. Der niedrigste Wert war in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Wirtschaftszweig Banken und Versicherungen mit jeweils 4,8 Prozent festzustellen.

Unterschiede nach Alter und Geschlecht

Der AOK-Gesundheitsbericht wertet auch den Krankenstand nach Alter und Geschlecht aus. Danach lag bei den Männern in Westfalen-Lippe der höchste Krankenstand mit 12,9 Prozent in der Altersgruppe von 60 bis 64 Jahren, der niedrigste in der Altersgruppe von 25 bis 29 Jahren mit 5,6 Prozent. Bei den Frauen lag der höchste Krankenstand zwischen 60 und 64 Jahren bei 12,1 Prozent, der niedrigste im Alter von 30 bis 34 Jahren bei 5,2 Prozent.

Der größte prozentuale Anstieg der AU-Fälle war in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen festzustellen: Die Steigerung in 2023 gegenüber 2022 lag bei plus 10,1 Prozent, im Vergleich zu 2021 sogar bei 59,4 Prozent. Auffällig ist auch, dass etwa drei Viertel der AU-Fälle auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Vollzeitbeschäftigung entfielen.

Krankenstand deutlich über Bundesniveau

Die Fehlzeiten in Westfalen-Lippe liegen mit 7,2 Prozent deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 6,6 Prozent.

Betriebliches Gesundheitsmanagement einführen

AOK-Chef Ackermann weist darauf hin, dass sich das Arbeitsleben in den letzten Jahren durch eine zunehmende Digitalisierung, dem demografischen Wandel, Fachkräftemangel, Arbeitsverdichtung und Homeoffice deutlich verändert habe. „Die Arbeitswelt 4.0 hält Einzug in alle Branchen. Sie zeichnet sich durch eine zunehmende Digitalisierung und Globalisierung sowie durch einen Wandel der gesellschaftlichen Strukturen und Werte aus. Hier braucht es in den Unternehmen ein begleitendes betriebliches Gesundheitsmanagement. Das senkt Krankenstände und Fluktuation, steigert die Mitarbeiterzufriedenheit und führt so zu mehr Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit“, so Ackermann.

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