Baierbrunn (ots) –

Die Kinderzahnpasta aus der Polyethylentube, der Anti-Ziep-Kamm aus Thermoplasten, die Bärchen-Brotbox aus Acrylnitril-Butadien-Styrol: Der Alltag unserer Kinder ist voll von erdölbasiertem Kunststoff. Doch nicht nur die Kleinen sind davon betroffen: Etwa fünf Gramm Plastik nehmen Erwachsene pro Woche mit dem Essen auf – das ist so viel wie eine Kreditkarte. Es herrscht Unsicherheit: „Wir wissen noch nicht, auf welche Weise und in welcher Menge Mikroplastik dem menschlichen Körper schaden kann“, sagt Dr. Eleonore Fröhlich von der Medizinischen Universität Graz im Apothekenmagazin „ELTERN“.

Mikroplastik auch dort, wo es niemand erwartet

Plastik existiert nicht mehr nur in Form von greifbaren, käuflichen Gegenständen rund um uns herum, die wir durch andere Dinge ersetzen können. Es gibt auch das andere, das zumeist unsichtbare Plastik, das Mikroplastik genannt wird. Es ist meist so klein, dass man es nur mit dem Mikroskop erkennen würde. Wie andere Stoffe dieser Größenordnung kann es in den Körper eindringen. Allein in der EU gelangen jedes Jahr 42.000 Tonnen absichtlich zugesetzter, sehr kleiner Plastikpartikel in die Umwelt – beispielsweise in Form von Deko-Glitzer, Peelingcremes oder Tartan. Zumindest bisher, denn seit Oktober letzten Jahres gilt in der EU ein Verbot für die auch „primäres Mikroplastik“ genannten Kunststoffteilchen.

Das Verbot sei sicherlich eine überfällige Entscheidung, sagt Dr. Martin Löder, der am Tierökologischen Lehrstuhl der Universität Bayreuth den Bereich für Mikroplastik leitet. „Grundlegend ändern wird sich durch das Verbot aber nichts an der Mikroplastikproblematik.“ Löder zufolge entsteht die viel größere Menge Mikroplastik auf einem anderen Weg: sekundär durch die Verwitterung von Plastikmüll, durch den Abrieb von Autoreifen auf den Straßen – aber auch durch Abrieb von Gegenständen im Haushalt oder Alltag. Auch dort, wo wir es nicht erwarten: Die Glasflasche mit Wasser beispielsweise hat einen Metalldeckel, der mit Kunststoff ausgekleidet ist – wodurch bei jedem Auf- und Zudrehen Mikroplastik frei wird.

Einfach weniger Plastik verwenden

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben Kunststoffteilchen in Stuhlproben, im Blut, in Herzmuskel- und Fettgewebe entdeckt. Und wie Studien naheliegen, sind Kinder sogar schon vor der Geburt belastet. Auch wenn die Auswirkungen nicht klar sind: Es gibt zum Beispiel Hinweise darauf, dass Mikroplastik, auch wenn es die gesunde Darmwand nicht durchdringt, Entzündungen im Darm verstärken kann.

Was aber hilft? Eigentlich nur, Plastik überhaupt weniger zu nutzen – und wenn, es vernünftig zu entsorgen. Panik hält Martin Löder aber nicht für angebracht. Es sei aber schon viel gewonnen, wenn Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und Müll – egal, welcher Art – nie einfach in die Landschaft werfen. „Wir werden Plastik nicht vollständig aus unserem Leben verbannen können“, so der Experte im Apothekenmagazin „ELTERN“. „Aber wir können viel dafür tun, dass nicht noch mehr Kunststoff als Mikroplastik zu uns zurückkehrt.“

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