Köln (ots) –

ACV spricht sich für Technologieoffenheit und bezahlbare Mobilität aus

Um sicherzustellen, dass der Verkehrssektor in der Europäischen Union bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden kann, sollen ab 2035 alle neu zugelassenen Pkw in der EU emissionsfrei sein. Da sich die derzeitige EU-Verordnung bei dieser Regelung ausschließlich auf die Auspuffemissionen bezieht, bedeutet dies das Aus für Verbrenner. Eine Ausnahme soll es jedoch für klimaneutrale, synthetisch hergestellte Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels geben.

Welche Auswirkung wird das Verbrenner-Aus auf unsere individuelle Mobilität haben? Wird nachhaltige Mobilität für alle bezahlbar sein? Und welchen Beitrag können alternative Kraftstoffe tatsächlich zum Erreichen der ambitionierten Klimaziele leisten? Um diese Fragen ging es beim Parlamentarischen Abend des EAC (European Automobile Clubs) am 06.03.2024 in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen bei der EU in Brüssel. ACV Geschäftsführer und EAC Präsident Holger Küster nahm an der Podiumsdiskussion mit MdEP Jan-Christoph Oetjen (RENEW), MdEP Thomas Rudner (S&D), Algara Castle (eFuel Alliance e.V.) und Mitja Schulz (Verband der Automobilindustrie – VDA) teil.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch einen Impulsvortrag von Ulrich Selzer, Automobil-Experte und Mitglied der Kommission Mobilität beim Senat der Wirtschaft. Im Fokus stand eine unabhängige Mobilitätsstudie des Senats, die auf Grundlage der gefahrenen Kilometer im Straßenverkehr die realen Möglichkeiten der CO2-Reduktion berechnet und analysiert hat. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Reduktion der CO2-Emissionen von bis zu 68 Prozent bis zum Jahr 2035 möglich ist. Voraussetzung dafür sei ein Antriebsmix beim Pkw – bestehend aus batterieelektrischem Antrieb, Wasserstoff, alternativen und mineralölbasierten Kraftstoffen. Selzer appellierte deshalb für klar definierte Technologieperspektiven, um langfristig Planungssicherheit zu schaffen und gleichzeitig Vertrauen und Akzeptanz in der Gesellschaft zu fördern.

Auch die darauffolgende Podiumsdiskussion zeigte, dass die Teilnehmer mitunter andere Positionen und Ansätze zur Erreichung der Klimaziele vertreten, als es die derzeitige EU-Verordnung vorsieht. In der Debatte waren sich jedoch alle einig, dass dringender Handlungsbedarf besteht. So sagte ACV Geschäftsführer und EAC Präsident Holger Küster: „Wir verlieren unsere Ziele aus den Augen, wenn wir keine Lösungen für die Verbrenner-Bestandsflotte finden – momentan alleine über 280 Millionen Pkw in Europa, weltweit ca. 1,5 Milliarden. Selbst wenn die weltweite Autoindustrie ihre gesamte jährliche Produktion von etwa 90 Millionen Fahrzeugen auf Elektroautos umstellen würde, bräuchte es mindestens 16 Jahre, um die gesamte Fahrzeugflotte zu erneuern. Allerdings werden weiterhin Verbrennerfahrzeuge hergestellt, die ebenfalls im Laufe der Zeit ausgetauscht werden müssten. Für klimaneutrale Mobilität werden wir alle Antriebe benötigen, die dazu einen Beitrag leisten können. Die Transformation des Verkehrssektors sollte von Lösungen statt von Verboten geprägt sein und ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte in ausgewogener Weise berücksichtigen. Ansonsten verlieren wir die Menschen, ohne die eben jene Transformation nicht möglich ist.“

Weitere Stimmen:

MdEP Jan-Christoph Oetjen:

„Klimaneutralität und Technologieoffenheit geht nur zusammen. Wir benötigen alternative Kraftstoffe zur Dekarbonisierung der Bestandsflotte und sollten bereits am Markt existierende klimaneutrale Kraftstoffe nutzen, um im Straßenverkehr Klimaeffekte und CO2-Reduktion zu erreichen. Die Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen muss im Rahmen eines Life Cycle Assessment ganzheitlich betrachtet und bewertet werden, anstatt sich ausschließlich auf die Auspuffemissionen zu konzentrieren. Eine dementsprechende Kategorisierung von Fahrzeugen nach ihrer jeweiligen Umweltbilanz könnte hier Klarheit für die Verbraucher schaffen“.

MdEP Thomas Rudner:

„E-Fuels sollten vorrangig dort eingesetzt werden, wo keine anderen Optionen eingesetzt werden können, wie im Flug- oder Schiffsverkehr. Nach jetzigem Stand sehe ich E-Fuels nicht als Lösung, um den Straßenverkehr CO2-neutral zu machen. Die Rücknahme des Verbrenner-Aus wäre eine fatale Entscheidung für die Automobilindustrie, die sich auf die Umstellung auf Elektromobilität vorbereitet und könnte Unternehmen und Verbraucher verunsichern. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist entscheidend um die Klimaziele zu erreichen.“

Algara Castle, eFuel Alliance:

„Den Straßenverkehr als Zugpferd zu nutzen, um nachhaltige Kraftstoffe ressourcen- und kosteneffizient herzustellen, käme dem gesamtem Verkehrssektor zugute. Einnahmen aus dem Verkauf erneuerbarer Kraftstoffe im Straßenverkehr führen reinvestiert zum Ausbau entsprechender Produktionsanlagen. Das würde nicht nur die Verfügbarkeit erneuerbarer Kraftstoffe für den Luft- und Seeverkehr fördern, sonderlich gleichzeitig dank Skaleneffekten zu sinkenden Produktionskosten führen. Bislang fehlen hierzu allerdings die politisch notwendigen Anreize.“

Mitja Schulz, VDA:

„Skaleneffekte und Technologiesprünge werden dazu führen, dass die Kosten für E-Autos weiter sinken werden. Nicht zu vergessen dabei: Schon jetzt sind die laufenden Kosten beim E-Auto bei vergleichbarem Modell geringer als beim Verbrenner. Wichtig ist jetzt, gerade nach dem abrupten Ende der Förderung, das Vertrauen der Menschen in die Elektromobilität generell zu stärken und die Verbraucherinnen und Verbraucher zum Umstieg zu motivieren. Die öffentliche Ladeinfrastruktur muss noch konsequenter ausgebaut und die Stromnetze fit für die Zukunft gemacht werden. Darüber hinaus gilt: die hohen Strompreise dürfen nicht zur Bremse werden – weder für den Industriestandort Deutschland noch für den Hochlauf der E-Mobilität. Der Strompreis muss dauerhaft und wirkungsvoll reduziert werden.“

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Quelle: ots